Home
deutschenglishfrancais
 
HomeKontakt


Logo MOII
Logo LMZ



emco: deutsch >Know-how >Mehrsprachige Medienarbeit >Auditive Medienarbeit >

Auditive Medienarbeit


Sprache und Mikrofon in kreativer Verschränkung bieten die Möglichkeit, spielerisch zu experimentieren und dabei ganz nebenbei andere Sprachen in Klang und Inhalt kennenzulernen, auszuprobieren und auf der Ebene des Audiomediums eine lustvolle Sprachparität zu schaffen. Schließlich beinhaltet der Begriff Mehrsprachigkeit den Fokus auf jene Sprachen, die mitgebracht werden. Ihnen wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Zugleich führt die schöpferische Auseinandersetzung zur Grundlage von Sprache schlechthin, nämlich zu den Bedürfnissen, die Kommunikation notwendig machen, und zu Bausteinen und Strukturen, die in Spielen von innen heraus neu gestaltet werden können.

Tonkarussel
Statement-Kette
TongueXchange
Echo, Wellen & Co.
Sprachenmix
Storybox
Countdown
Mehrsprachiges Radiomodul
Anderssprachige Interviews
Die Geräuschekiste

Tonkarussell

Die Kinder stehen oder sitzen in einem großen Kreis und überlegen sich in ihren Muttersprachen jeweils einen Satz, in dem ihr eigener Name oder der Name einer ihrer Verwandten vorkommt.

Beispiel:
Ich heiße Hassan. Oder: Meine Mutter heißt Martina. Oder: Meine Großmutter nennt mich Jana. Oder: Ich habe einen Bruder, und der heißt Piotr.

Stimmengewirr:
Die Kinder sprechen zunächst gleichzeitig ihre eigenen Sätze in gedämpfter Lautstärke, und zwar immer wieder. Es entsteht dadurch ein Stimmengewirr.

Das kreisende Mikrofon:
Währenddessen wird entweder ein loses (nicht mit einem Kabel verbundenes) Mikrofon oder ein beliebiger Gegenstand verwendet, der als "Probemikrofon" dient (z.B. ein Kugelschreiber, ein Stück Kreide, ein gerolltes Blatt Papier). Er wird im Kreis weitergereicht. Das Kind, das ihn erhält, spricht laut und getragen seinen Satz, als würde er bereits aufgenommen werden.

Die tatsächliche Aufnahme:
Da die Handhabung mit eingeschalteten Geräten eine ruhige Hand erfordert, sollte Mikrofon und Gerät zunächst von einer außenstehenden Person (Betreuungsperson, Lehrkraft, SpielleiterIn) während der gesamten Aufnahme gehalten werden. Die Aufnahme beginnt mit dem Stimmengewirr. Nach ungefähr einer Minute wandert die aufnehmende Person mit dem eingeschaltetem Mikrofon von Kind zu Kind, welches seinen Satz nun spricht. Währenddessen hält das Stimmengewirr im Hintergrund an. Wichtig ist, dass die Kinder, die gerade an der Reihe sind, laut sprechen und dass das Mikrofon nahe genug an den Mund gehalten wird (in etwa 10 cm Entfernung).

Das gemeinsame Hören:
Nach Abschluss der Aufnahme wird das Ergebnis der Gruppe einige Male vorgespielt. Beim ersten Vorspielen werden die Kinder naturgemäß auf ihre eigenen Stimmen hören. Beim zweiten Abspielen sollten die Kinder auf die Sätze der jeweils anderen Kinder achten, auch wenn sie in einer fremden Sprache gesprochen sind und versuchen, Teile nachzusprechen. Beim Abspielen werden die Kinder die Aufnahme tatsächlich als Karussell empfinden.

Anweisungen:
Wenn eine Tonaufnahme beginnt, brauchen die Kinder konkrete Anweisungen, wie etwa: "Achtung, Aufnahme!" oder "Achtung, los!" Wichtig ist, dass die Kinder dann ungefähr zwei Sekunden warten, da in der Zwischenzeit das Gerät auf "Aufnahme" geschaltet werden muss. Es wäre gut, sich Handzeichen während der Aufnahme auszumachen, etwa wenn die Kinder zu leise sind (aufnehmende Person zeigt mit dem Finger aufwärts).

Erweiterungsmöglichkeiten:
Es können sich auch Zweiergruppen bilden und Fragen und Antworten erfinden (Wie heißt du? Ich heiße Boris. Oder Woher kommst du? Ich komme aus Bratislava.). Wenn ein einfaches Diktiergerät als Aufnahmegerät verwendet wird, kann es selbst weitergereicht werden. Es ist natürlich auch möglich, dass ein Kind aus der Gruppe das Mikrofon haltet. Dann könnte es die Aufnahme wie ein/e ReporterIn auch selbst die Aufnahme eröffnen (z.B.: "Meine Damen und Herren! Sie hören jetzt ein Tonkarussel!").

Statement-Kette

Ein für die Kinder relevanter Begriff wird in den Raum gestellt (z.B. Schule, Ferien, Eltern, Geschwister, Liebe, Freundschaft, Tiere u.s.w.). Bei dem Spiel geht es darum, kurz und prägnant in den Muttersprachen dazu Stellung zu beziehen. Auch ein Adjektiv würde schon reichen.

Beispiel:
Das Thema ist "Schulpause"
Alle spontanen Statements dazu sind möglich, etwa:
"super!"
"Ist mir zu laut!"
"Die Lehrer stören!"
"Da kann ich schlafen!"
"Endlich Essen!"

Die Tonzelle:
Ähnlich wie eine Wahlzelle befinden sich Mikrofon und Aufnahmegerät hinter einem Paravent oder überhaupt in einem anderen Raum. Die Kinder betreten probeweise die Zelle/den Raum, nehmen den richtigen Abstand zum Mikrofon ein (ca. 10 cm) und machen eine Sprachprobe (eins-zwei-drei), geben aber noch nicht ihr Statement preis.

Die Warteschlange:
Die Kinder überlegen sich ihre Statements zum gestellten Thema und stellen sich danach in einer Schlange vor der Tonzelle auf.

Die Aufnahme:
Die Betreuungsperson betritt als erste die Tonzelle, um das Gerät einzuschalten. Danach folgt Kind um Kind in schneller Abfolge, damit nicht zu große Pausen zwischen den Aufnahmen entstehen. Als letzte ist wieder die Betreuungsperson an der Reihe und schaltet das Aufnahmegerät aus.

Verstellen der Stimme:
Eine Verfremdung der eigenen Stimme ist natürlich möglich und erwünscht. Vielleicht will nicht jede/r gleich erkannt werden oder in eine andere Rolle schlüpfen (z.B. in die Rolle des Lehrers / der Lehrerin).

Das gemeinsame Hören:
Auch hier wird das Ergebnis der Gruppe einige Male vorgespielt. Zunächst werden die Kinder auf ihre eigenen Stimmen hören. Beim zweiten Abspielen sollte auf anderssprachige Statements der anderen geachtet werden, um diese festzuhalten und selbst auszuprobieren. Bei der Statementkette sind auch Aufnahmepausen miteinkalkuliert oder atmosphärischen Geräusche in den Zwischenzeiten hörbar, in denen die Kinder die Tonzelle betreten und wieder verlassen (Geräusche der Schritte, Knarren der Tür).

Erweiterungsmöglichkeiten:
In der Tonzelle befindet sich ein Vorrichtung, um vor jedem Statement ein akustisches Signal zu aktivieren (z.B. eine Glocke, ein Tischgong, eine Trommel). Die natürlichen Geräusche beim Betreten und Verlassen der Tonzelle können durch Stimmgeräusche verstärkt werden (z.B. Knarren der Tür durch ein "Iäääiii" und Schritte durch ein "pft-pft-pft" u.s.w. Dadurch ergibt sich jeweils eine abgeschlossene Hörszene (Stimmgeräusch-Statement-Stimmgeräusch). Zu jeder Statementkette kann ein mehrsprachiges Statement-Plakat gestaltet werden. Bei mehrmaliger Durchführung des Spiels ergibt sich dann eine Plakatgalerie mit einer mehrsprachigen Statementsammlung zu verschiedenen für die Kinder relevanten Themen.

TongueXchange - Sprachwechselstube

Eine Sammlung von Grußfloskeln in allen Sprachen, die in der Gruppe vorhanden sind, soll entstehen und aufgenommen werden. Allerdings werden die Sprachen bei diesem Spiel ausgetauscht. Die Kinder lernen die Sätze in der fremden Sprache, wobei ihre GruppenkollegInnen als SprachlehrerInnen und TrainerInnen fungieren. Besondere Beachtung sollen hier Sprachen finden, die zahlenmäßig in der Minderheit sind.

Erfindung des Textes:
Es reichen zunächst 5 Wendungen, auf die sich die gesamte Gruppe einigt. Je nach Arbeitsgeschwindigkeit und inhaltlichen Erwägungen können weitere Sätze hinzugefügt werden. Wichtig ist, dass die Sätze kurz sind und von den Kindern in ihre eigenen Muttersprachen übersetzt werden können.

Beispiel:
Guten Tag!
Gute Nacht!
Wie geht es dir?
Mir geht es gut!
Bitte!
Danke!
Auf Wiedersehen!

Die Kleingruppenarbeit:
Nun bilden sich mehrere Teams, die aus maximal 4 Kindern bestehen. Sie fungieren als autonome Sprachwechselstuben, in denen zwei Sprachen gesprochen werden (z.B.: 2 Kinder sprechen Türkisch, 2 Kinder sprechen Deutsch, zwei Kinder sprechen Chinesisch, zwei Kinder sprechen Kroatisch).

Die Übersetzung/Übertragung:
Nun werden die Sätze, auf die sich alle geeinigt haben, innerhalb der Gruppen in die jeweiligen Sprachen übersetzt bzw. übertragen, wenn eine wortwörtliche Übersetzung unmöglich ist.

Der Sprachwechsel:
Nächster Schritt ist der Tausch der Sprachen. Die Kinder probieren die Wendungen in der Sprache ihrer KollegInnen zu sprechen. Die KollegInnen übernehmen die Rolle der TrainerInnen.

Die Aufnahme:
Eine Betreuungsperson bedient das Aufnahmegerät. Die andere Betreuungsperson übernimmt die Betreuung und Unterstützung der Kleingruppen sowie die Abwicklung der Reihenfolge bei den Aufnahmen. Wenn eine Gruppe mit ihren Übersetzungen und Sprechproben fertig ist, kann aufgenommen werden.

Das gemeinsame Hören:
Das Ergebnis wird einmal vorgespielt. Wenn die Zeit es erlaubt, kann der Prozess fortgesetzt werden und auf diese Weise ein multilinguales Wörterbuch aufgenommen werden, welches die Besonderheit hat, ausschließlich von nicht-muttersprachlichen SprecherInnen generiert worden zu sein. Bestimmte Akzente werden so das erste Mal hörbar, etwa wenn ein Kind mit deutscher Muttersprache eine Begrüßung auf Chinesisch spricht. Der Akzent (der chinesische in der deutschen Sprache ist ja hinlänglich bekannt) und die Schwierigkeiten beim Artikulieren werden so auch als ein allgemeines Phänomen erlebt und nicht nur als eigene Unzulänglichkeit.

Erweiterungsmöglichkeiten:
Inhaltlich können alle einfachen Sätze einer für Kinder relevanten Basiskommunikation einbezogen werden. Der Begriff "Sprachwechselstube" könnte auch eine gegenständliche Entsprechung erhalten, etwa als spezieller Tisch mit Aufschrift und "Angeboten", welche Wendungen man/frau hier eintauschen könnte. Vielleicht ist hier auch die Doppeldeutigkeit des Wortes "Kurs" anwendbar. Ein Sprachkurs kann auch zum "Wechselkurs" zwischen den einzelnen Sprachen werden. Im Vorfeld des Workshoptags ist auch eine Sammelbox denkbar, in die auf Zettel geschriebene Wendungen eingeworfen werden können und die am Workshoptag dann geleert wird.

Echo, Wellen & Co

Bestimmte Worte und Redewendungen werden durch Effekte, die mit den Stimmen der Kinder selbst erzeugt werden, verändert und in verschiedenen Variationen aufgenommen. Die Kinder stellen sich vor, dass ihre Stimmen durch Naturformationen und Elemente (z.B. Berge, Höhlen, Wasser) beeinflusst oder durch psychologische Faktoren (Flüsterstimmen, Geisterchor) verstellt werden. Prinzipiell können alle Umstände miteinbezogen werden, die aus die Stimme Einfluss haben und eine nachvollziehbare Veränderung derselben ermöglichen.

Suche nach dem "Text":
Die Gruppe sitzt im Kreis. Zunächst geht es darum, einen kurzen Satz zu erfinden, über den durch alle gefundenen Effekte verändert werden soll. Anschließend wird dieser Kernsatz oder die Redewendung in alle Sprachen, die die Kinder in der Gruppe sprechen, übersetzt. Jede "Effektgruppe" schreibt sich die Sätze in allen Sprachen auf.

Beispiel:
Saat kaç ? (Türkisch)
Wieviel Uhr ist es? (Deutsch)
Hány óra van? (Ungarisch)

Suche nach anwendbaren Effekten:
Die Gruppe sammelt Ideen für Effekte. Dabei sollen alle Effekte mit den Möglichkeiten der Stimme erzeugt werden, ohne Zuhilfenahme von Gegenständen. Alle, die eine Idee haben, zeigen mit ihrer Stimme, wie sie Worte bzw. kurze Sätze variieren würden. Ob die vorgeführte Variation der in der Natur tatsächlich hervorgerufenen Veränderung der Stimme nahekommt, ist zweitrangig. Es geht vor allem darum, dass sich die Gruppe auf eine Variation einigt, die für alle nachvollziehbar ist (Z.B. ist Hall mit den Möglichkeiten der natürlichen Stimme kaum wiedergebbar. Trotzdem erfinden die Kinder oftmals ein einfach anwendbares Äquivalent - siehe unten).

Beispiele:
Echo: Ein Wort wird gerufen und mehrmals wiederholt, bis es nicht mehr zu hören ist (Tipp: Wenn vorher vereinbart wird, wie oft ein Wort wiederholt wird, kann das Leiserwerden besser abgestimmt werden. Handzeichen können ebenfalls helfen.)
Hall: Die letzte Silbe des Wortes wird in die Länge gezogen. Oft verlangsamen die Kinder alle Wortsilben bzw. den ganzen Satz. Dadurch entsteht eine interessante psychedelische Wirkung. Durch die Verzögerung fällt es den Kindern auch leichter, anderssprachige Worte oder Sätze aufzugreifen und mitzusprechen.
Unter Wasser: Abgesehen von den phonetischen Ideen der Kinder können die Worte tiefer und kürzer gesprochen werden. Mehrmals kann ein "Blubb" oder "Blb" eingefügt werden. Auch ist es möglich, jedes Wort mit der angefügten Silbe "-ub" oder "bb" enden zu lassen.
Achterbahn: Die Kinderstellen sich vor, sie unterhalten sich während einer Berg-und-Talfahrt auf einer Achterbahn. Der Satz, den sie dabei sprechen, unterliegt denselben Schwankungen. Es ändert sich die Tonhöhe, vielleicht auch die Sprechgeschwindigkeit. Damit die Sache funktioniert, können Handzeichen vereinbart werden oder die Kinder spielen einen Wagen auf der Achterbahn und stellen Sesseln hintereinander auf.
Flüstern: Ein Satz wird mit Flüsterstimmen gesprochen (Tipp: Die Kinder sollen sich eine bestimmte Situation vorstellen - z.B. Mitternacht).
Stimmklischees: Möglich sind auch Computer- und Roboterstimmen, die Stimme eines alten Menschen, die Stimme eines/einer Redner/in, die Stimme eines Geistes, die erfundene Sprechstimme eines bestimmten Tieres, die Stimme des Windes, des Regens u.ä.

Aufteilung in "Effektgruppen":
Es bilden sich nun Kleingruppen und verteilen sich im Raum. Jede Kleingruppe spezialisiert sich auf einen der vorhin gesammelten Effekte und probiert ihn für sich aus. Dabei soll im Chor gesprochen werden.

Funktion der beiden Betreuungspersonen:
Die Betreuungspersonen unterstützen die einzelnen Effektgruppen parallel und weisen auf die stimmlichen Möglichkeiten hin.

Verknüpfung des Kernsatzes mit dem Effekt:
Jetzt probiert jede Effektgruppe zunächst für sich, den Kernsatz in allen Sprachen mit dem jeweiligen Effekt zu verbinden und im Chor zu sprechen.

Tricks und Tipps zum synchronen Sprechen:
Die Kinder können einzählen oder sich Handzeichen ausmachen, wann sie zu sprechen beginnen. Der gesamte Satz kann mit Körperbewegungen unterstützt werden. Gemeinsam mit der Betreuungsperson kann eine einfache Pantomime entworfen werden, die den Satz während des Sprechens gliedert und illustriert.

Reihenfolge der Aufnahmen:
Optimal ist eine Reihenfolge, welche die Sprachen zusammenfasst. Wenn zum Beispiel drei Effektgruppen (Flüsterstimme (Fl.), Hall, Echo) und drei Sprachen vorhanden sind, entsteht folgende Aufnahme:

Saat kaç (Fl.) - Saat kaç (Hall) - Saat kaç (Echo)
Wieviel Uhr ist es? (Fl.) - Wieviel Uhr ist es? (Hall) - Wieviel Uhr ist es? (Echo)
Hány óra van? (Fl.) - Hány óra van? (Hall) - Hány óra van? (Echo)

Die Aufnahme erinnert an drei Reisegruppen, die untereinander dieselbe Sprache sprechen und nacheinander dieselben drei "Regionen" oder "Zustände" durchwandern.

Die Aufnahmen:
Bei beispielsweise drei Sprachen und drei Effektgruppen entstehen neun Tonaufnahmen. Wenn eine Betreuungsperson die Aufnahmen durchführt, wandert sie insgesamt dreimal von Gruppe zu Gruppe (d.h. von "Effekt" zu "Effekt") und nimmt den Satz jeweils in derselben Sprache auf. Natürlich ist es auch hier möglich, dass die Kinder selbst das Aufnahmegerät bedienen, da bei einer Aufnahme die anderen Effektgruppen nicht eingebunden sind. (Vorschlag: Jene Gruppe, deren Aufnahme gerade beendet ist, übernimmt die Aufnahmeleitung für die nächste Gruppe).

Das gemeinsame Hören:
Das Ergebnis wird mindestens zweimal vorgespielt. Da die Sätze in den verschiedenen Sprachen öfters und in spezifischer Abänderung zu hören sind (da ja derselbe Satz jeden Effekt "durchläuft"), entsteht eine interessante Bandbreite an Sprech- und Ausdrucksmöglichkeiten. Das Audiomedium - die Tonkassette oder Minidisc - ermöglicht hier ein differenziertes Hören. Beim ersten Hören werden die Kinder naturgemäß auf ihre eigenen Sätze hören. Beim zweiten Abspielen sollte auf die Effekte der anderen Gruppen geachtet werden. Schließlich handelt es sich immer um dieselben Sätze, nur in anderen Stimmvariationen.

Reduktionsmöglichkeiten:
Ist eine Einteilung in Effektgruppen nicht möglich, kann auch mit der gesamten Gruppe gearbeitet werden. Die Kinder einigen sich auf einen bestimmten Effekt und suchen einen passenden Satz. Kinder können sich nun melden, um den Satz zusammen mit dem Effekt auszuprobieren und aufzunehmen. Vielleicht möchte das die gesamte Gruppe tun. Dann wird das Mikrofon in die Mitte gestellt. Alle bilden einen Halbkreis und sprechen gleichzeitig. Nach dem Vorspielen kann ein zweiter Effekt gesucht werden, und die Sache beginnt von Neuem.

Erweiterungsmöglichkeiten:
Bei sehr vielen Kindern oder Gruppen, in denen manche Kinder nicht bereit sind, an den verbalen Aufnahmen teilzunehmen, können zu den Effekten auch passende Geräusche erzeugt werden und gemeinsam mit den Sprechstimmen aufgenommen werden (z.B. passt zum Echo ein Wind, zum Hall ein Tropfgeräusch in einer Höhle, zu Flüsterstimme eventuell Fledermäuse oder Glockenschläge u.ä.). - Inhaltlich sind der Effektfindung keine Grenzen gesetzt. Wenn die Möglichkeiten zu stimmlichen Veränderungen durch Naturgegebenheiten bald erschöpft sein werden, bietet die Vorstellung von belebten Objekten viel Raum zur Erfindung abstrakter Stimmen (z.B. die Stimme der Tafelkreide, die Stimme des Kochtopfs, die Stimme der Schuhe u.ä.).

Sprachenmix

Die Kinder haben in dieser Improvisation die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache zu agieren, ohne auf Verständlichkeit durch Anderssprachige zu achten. Eine außergewöhnliche Situation im Öffentlichen Raum wird akustisch durch Statements von PassantInnen nachgespielt. Das können kurze Gespräche sein, spontane Äußerungen, Rufe, die in der Dramatik der Situation entstehen und vieles mehr. Sie konzentrieren sich auf ihre eigene Vorstellung, wie eine bestimmte Situation auf sie wirkt, welche Rolle sie darin übernehmen wollen und wie sie ihre Statements gestalten. Erst beim Anhören entsteht ein vielsprachiges Gesamtbild und eine akustisch-plastische Darstellung der improvisierten Situation. Grundsätzlich kann zu jeder Situation, welche den Kindern vertraut ist (Bahnhof, Schulpause u.s.w. - siehe Reduktions- und Erweiterungsmöglichkeiten) ein Sprachenmix erarbeitet werden. Hier soll ein Ansatz verfolgt werden, der narrative und deskriptive Elemente in die Sprachtexte integriert und somit längere Texte der Sprechrollen ermöglicht.

Eine außergewöhnliche Situation als Improvisationsgrundlage:
Die Gruppe sammelt zunächst Ideen für eine Szene, im Rahmen derer die Kinder in Rollen schlüpfen und passende Sprachtexte erfinden können. Die Situation sollte einerseits außergewöhnlich, vielleicht skurril sein - das bietet viel Stoff zu Stellungnahmen - und gleichzeitig in einem ihnen vertrauten Ambiente spielen.

Beispiele:
Im Autobus sitzt ein als Mensch verkleideter Schimpanse
Am Spielplatz ist ein Raumschiff gelandet
Achtung! Klebstoff befindet sich am Gehsteig. Nicht stehenbleiben!
Auf der Schulparty soll eine LehrerInnenband auftreten.
Die 7-Jährige Gülay ist einen Tag lang Direktorin der Schule.
Statt Zeitungen gibt es heute nur bedruckte Luftballons.
Plötzlich haben die Leute das Bedürfnis, all ihre Träume zu erzählen.
Es wird diskutiert und/oder gestritten, wie der Neubau der Schule aussehen soll.


Die einzelnen Rollen und Textideen:
Da das Ziel eine ungefähr fünfminütige, durchgehende Tonaufnahme sein soll, muss an den Rollen und zu improvisierenden Texten vorgearbeitet werden. Zunächst finden die Kinder passende Rollen für sich selbst. Dabei ist darauf zu achten, dass die Rollen eine gewisse Konturierung aufweisen, auch wenn sie zunächst ins Klischee abgleiten. "Mann", "Frau", "Kind" wäre zu wenig. Immer sollte ein gewisses Attribut zur näheren Charakterisierung beigefügt werden. Als solche sind sie BeobachterInnen der Situation und werden dazu Stellung nehmen.

Rollenbeispiele mit "einfachen" Attributen:
Alter Mann mit Stock
Junge Frau mit Kinderwagen
Eine Gruppe TouristInnen, die sich verirrt hat
Ein blinder Geigenspieler
Ein nervöser Herr, der seine Brille nicht finden kann
Ein Kind, das gerade schaukelt

Darüber hinaus sind auch Personen möglich, die gängige Vorstellungen durchbrechen und damit eine "Geschichte in der Geschichte" erzählen.

Rollenbeispiele mit "merkwürdigen" Attributen:
Der Direktor mit zwei verschiedenen Schuhen
Eine alte Dame, die eine Elektrogitarre trägt
Herr Schmidt, der auf der Schulter von Frau Schmidt sitzt
Ein junger Mann, der sich mit seinem Daumen unterhält
Ein Herr, der versucht, alles was er sieht, auf die Rücken anderer Personen zu schreiben

Durch solche Rollenbilder mit speziellen Attributen ergeben sich mehr Improvisationsmöglichkeiten. Bei kleineren Kindern helfen auch Skizzen der Personen oder Gegenstände, die bestimmte Requisiten darstellen. Natürlich kann auf obige Rollenentwürfe zurückgegriffen werden. Wenn mehr Kinder als erfundene Rollen teilnehmen, ist natürlich eine Verdopplung möglich (z.B. Drei DirektorInnen, die verschiedene Schuhe tragen, vier blinde GeigenspielerInnen u.s.w.).

Probeimprovisationen - Rolle und Situation:
Nachdem sich die Kinder auf Rollen geeinigt bzw. eine Rollenidee gefunden haben, über sie ihre verbale Reaktion auf die Situation, und zwar bereits in ihren eigenen Sprachen. Dabei ist darauf zu achten, dass sie einen für sie richtige Anfangssätze wählen, der eine ergiebige Beschreibung und Stellungnahme zur Situation ermöglicht.

Beispiele für Anfänge von Statements:
Na so was, was ist denn das ...
Also, das ist eine Frechheit ...
Was seh' ich denn da ...
Das ist ja lustig ...
Das versteh' ich nicht ...

Auf solche Anfänge kann stets eine Beschreibung erfolgen. Natürlich können sich auch Gespräche untereinander ergeben. Nur ist darauf zu achten, dass die Kinder einander verstehen, da sie ja einander antworten sollen. Hier sind vor allem Fragen geeignet, die nicht bloß mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können.

Beispiele für Anfänge von Dialogen:
Was siehst du da?
Wer ist der Mann dort?
Was passiert dort gerade?
Was hältst du eigentlich davon?

"Verlängerung" von zu kurzen Statements:
Meistens ist es bereits in der Probephase absehbar, ob Kinder Gesprächsstoff für fünf Minuten improvisieren werden. Wenn kürzere Redezeiten zu erwarten sind, sollen die Kinder einfach wieder von neuem beginnen. Ansonsten reißt der "Sprachteppich" nach und nach ab.

Aufnahme der Improvisation:
Während der Aufnahme sprechen alle Kinder gemeinsam und durcheinander. Dabei stehen sie im Raum verteilt, entweder in kleinen Gruppen oder einzeln und können dabei ihre Augen auf die imaginäre Situation gerichtet haben. Mit einem einfachen "Achtung, Aufnahme!" beginnt der Sprachenmix. Die Aufnahme, die von einer Betreuungsperson übernommen wird, erfolgt mit mobilem Mikrofon bzw. Gerät. Die Betreuungsperson verweilt zunächst in einiger Entfernung und nimmt die Gesamtatmosphäre auf. Dann wandert sie zwischen der Gruppe, verharrt bei einigen und zieht weiter. Zuletzt befindet sie sich wieder in der Ausgangsposition, von der sie losgegangen ist. Natürlich kann die Aufnahme auch ein Kind übernehmen. Allerdings könnte dieses Kind dann nicht an der Improvisation teilnehmen.

Das gemeinsame Hören:
Das Ergebnis wird einige Male vorgespielt. Die Aufnahme wird wie eine Sprachwanderung erscheinen, ausgehend vom Mix zu konkreten Sprachen, die schließlich wieder in einen Mix übergehen. Jede Sprache hat einen bestimmten Platz in dieser Aufnahme und ist durch den anfänglichen und schlussendlichen Sprachenteppich in die Gesamtaufnahme eingebettet. Im Nachhinein können die Kinder ihre Texte vermitteln, übersetzen und der Gruppe verständlich machen, wenn das Band bzw. die Minidisc an den entsprechenden Stellen gestoppt wird.

Reduktionsmöglichkeiten:
Nicht alle Module des Sprachenmix müssen erfunden werden. Die Kernsituation könnte schon feststehen. Auch wäre es möglich, nur zwei oder drei verschiedene Rollen zu erfinden oder vorzugeben (z.B. werden nur ältere Frauen mit Elektrogitarren und Herren mit Babys am Arm dargestellt). Es muss nicht eine erfundene Situation in einen Sprachenmix verwandelt werden. Ebenso könnte eine konkrete Situation, die wirklich stattgefunden hat und die Kinder beschäftigt, herangezogen werden.

Erweiterungsmöglichkeiten:
Die Aktion könnte auf zwei Tage ausgedehnt werden. Die Suche nach Ideen für geeignete Situationen und Rollen findet am ersten Tag statt, die Proben und Aufnahmen am zweiten. Es könnte auch mit Kärtchen gearbeitet werden: Alle erfundenen Situationen werden auf (z.B.) rote Kärtchen und alle möglichen Rollen auf (z.B.) grüne geschrieben. Am Aufnahmetag werden alle Kärtchen mit der Schrift nach unten auf den Boden gelegt. Es wird eine rote Karte gezogen, die nun die Situation vorgibt. Jedes Kind nimmt ein grünes Kärtchen und erhält dadurch seine Rolle zugewiesen.

Story Box

Die Kinder können eine kurze Geschichte in ihren eigenen Sprachen vorbereiten und im Rahmen der "Story Box" präsentieren. Jede Geschichte wird in allen Sprachen, die die Kinder sprechen, eingeleitet. Ziel ist es, innerhalb eines Zeitraums mehrere Story Boxes aufzunehmen. Eine Story Box-Serie hat den Vorteil, dass mit sehr einfachen Geschichten (z.B. Vorlieben und Statements) begonnen werden kann und Schritt für Schritt deskriptive Elemente dazukommen können.
Die Story Box ist wie eine halb geöffnete Schachtel anzusehen. Die Geschichten werden nicht vollständig übersetzt, ihr Inhalt wird zusammenfassend wiedergegeben oder nur angekündigt. Das Endprodukt ist eine Sammlung von Geschichten, die sich die Kinder wieder anhören und dabei wortwörtlich übersetzen lassen können.

Die Geschichten:
Grundsätzlich steht es den Kindern frei, welche Themen sie wählen. Die Geschichte sollte einfach zu erzählen sein und auch die "richtige Länge" besitzen.

Themenbeispiele für die Anfangsphase (3 bis 5 Sätze):
Meine Großmutter (wie alt sie ist / wo sie wohnt / was sie gerne tut).
Mein größter Wunsch (was es ist / was damit anzufangen ist ...).
Meine Lieblingsspeise (was es ist / wo und wie oft ich es essen kann ...).
Mein Lieblingstier im Haus (was es ist / was es frisst / wie ich mich darum kümmern würde / welche Laute es ausstößt ...).
Mein Lieblingstier in freier Wildbahn (was es ist / wo es zu beobachten ist ...).
Was ich überhaupt nicht mag (was es ist / warum ich es nicht mag).

Diese Beispiele gehen von den Kindern selbst aus. Sie erzählen etwas von sich selbst. Es ist aber auch möglich, eine Fantasieperson einzuflechten. Aus "ich" wird dann "Susanne", Herr Gül" oder "Frau Novotny".

"Einschaltung" von Fantasiepersonen
Der größte Wunsch des Herrn Gül.
Das Lieblingstier meiner Tante.
Die Lieblingsspeise des Schulwarts.

Themenbeispiele für die fortgeschrittene Phase (mehr als 5 Sätze):
Mein Tagesablauf (was tue ich morgen / mittags / nachmittags, abends)
Ein Erlebnis am Spielplatz (was passiert ist / wer daran beteiligt war).
Mein Berufswunsch (was es ist / was ich dabei tue / wo ich den Beruf ausüben kann).
Ein kurzes Märchen (Kurzangabe der Handlung und handelnder Personen).
Ein lustiges/komisches Erlebnis (wo es spielte / wer eingebunden war / was passierte).

Natürlich können auch hier wieder "Fantasiepersonen" die Rolle des/der Ich-ErzählerIn übernehmen.

Anzahl und Umfang der Geschichten pro Workshop:
Für die Anfangsphase sollten nicht mehr als zwei oder drei kurze Geschichten vorbereitet werden.

Vorstellen des Aufnahmeziels:
Da es sich hier um eine zwar einfache, aber längere Struktur handelt, ist es besser, die Abfolge der Aufnahmen auf der Tafel oder einem Flipchart zu veranschaulichen.

1. Story box-Signation.
2. Mehrsprachige Einleitung der Geschichte 1.
3. Erzählen der Geschichte 1 nur in einer Sprache.
4. Mehrsprachige Einleitung der Geschichte 2.
5. Erzählen der Geschichte 2 nur in einer Sprache.
6. Mehrsprachige Einleitung der Geschichte 3.
7. Erzählen der Geschichte 3 nur in einer Sprache.
8. Story box-Signation und (ev.) Verabschiedung.

Kleingruppenarbeit:
Bei drei Geschichten bilden sich nun vier Kleingruppen (eine "Signation-Gruppe" und drei "Erzählgruppen")

Die "Signation-Gruppe" erfindet die "Story Box-Ankündigung":
Diese Gruppe erfindet gemeinsam einen Jingle für "ihre" Story Box. Um die Ausdrücke "signation" oder "Jingle" verständlich zu machen, können die Kinder an Radio- oder Fernsehsendungen erinnert werden (z.B. Nachrichten, Shows)

Beispiele für Jingles:
Der Titel wird im Chor gesprochen oder gesungen
Der Titel wird verfremdet (etwa: story-story-story-box!)
Ein mit den Stimmen erzeugtes Signal wird voran- oder nachgestellt
(etwa: dong-ding-dong-storybox)

Die Erzählgruppen:
Jede Erzählgruppe hat einen Erzähler / eine Erzählerin sowie Kinder, die diese Erzählung in allen Sprachen, die in der gesamten Gruppe bzw. Schulklasse gesprochen werden, angesagt.

Beispiel für eine Erzählgruppe:
In der Klasse bzw. gesamten Gruppe werden die Sprachen Bosnisch, Deutsch, Albanisch und Türkisch gesprochen.

1. Ein bosnischsprachiges Kind sagt die Erzählung in Bosnisch an.
2. Ein deutschsprachiges Kind sagt die Erzählung in Deutsch an.
3. Ein albanischsprachiges Kind sagt die Erzählung in Albanisch an.
4. Ein türkischsprachiges Kind sagt die Erzählung in Türkisch an.
5. Der/die Erzähler/in beginnt mit der Geschichte in seiner/ihrer
Muttersprache.

Die Anzahl der Erzählgruppen hängt auch von der Verteilung der Sprachen innerhalb der gesamten Gruppe bzw. Klasse ab. Wenn nur ein Kind Albanisch spricht, wird dieses Kind dann in mehreren Erzählgruppen die Ansagen durchführen. Auf diese Weise werden einerseits weniger häufig vorkommende Sprachen im Spiel gefördert, andrerseits erhalten ihre SprecherInnen dadurch auch eine gewisse Exponiertheit. Es liegt daher an den Betreuungspersonen, hier ein Mittelmaß zu finden und diese Kinder besonders zu unterstützen.

Die Ansagen: Diese sollen je nach Zeitbudget möglichst kurz gehalten sein.

Beispiele für Ansagen:
"Ihr hört jetzt Hassan, der von seinem Großvater erzählt".
"Jetzt stellt Julia ihr Lieblingstier vor".
"Güvet erzählt die Geschichte vom weißen Stier".

Die Aufnahme:
Sie erfolgt in der oben beschriebenen Reihenfolge (Aufnahmeziel). Nach dem Aufnehmen der Signation in der Signation-Gruppe geht die aufnehmende Person von Erzählgruppe zu Erzählgruppe und nimmt jeden Sprechpart in der vorher festgelegten Reihenfolge auf. Danach wird die Schlusssignation wieder mit der Signation-Gruppe aufgenommen.

Das gemeinsame Anhören der Aufnahme:
Das Ergebnis wird zweimal vorgespielt. Die Kinder hören zum ersten Mal die gesamte Storx Box und achten darauf, welche Geschichte sie näher erklärt bekommen haben wollen. Anhören ist hier gleichzeitig der Auslöser für Interesse an anderssprachigen Inhalten.

Reduktionsmöglichkeiten:
Die Durchführung ist zunächst auch mit einer einzigen Erzählung möglich. Dann ergäben sich zwei Gruppen (eine Signation-Gruppe und eine Erzählgruppe).

Erweiterungsmöglichkeiten:
Inhaltlich und formal ergeben sich viele Möglichkeiten zur Erweiterung. Geschichten können beliebig lange konzipiert werden oder auch von mehr SprecherInnen ("wir beide" oder "wir drei") gesprochen werden. Thematische Ausrichtungen sind ebenfalls möglich (z.B. Thema Schule, Thema Sport und Freizeit, Thema Musik). Die einzelnen Ansagen und Erzählungen könnten akustisch durch stimmliche Signale abgeteilt werden.

Produktion einer Story Box-Serie über einen längeren Zeitraum:

Steht wiederholt Zeit für diesen Workshop zur Verfügung, könnte monatlich ein- bis zweimal eine Story Box produziert werden. Das böte die Möglichkeit, sehr einfach zu beginnen (eine Erzählung) und Schritt für Schritt, wenn die Kinder die Struktur schon kennen, auf mehrere und längere Erzählungen pro Workshop zu erweitern. Wenn auf diese Weise z.B. 10 Story Boxes zustande kommen, wäre das schon eine beachtliche Sammlung von sprachlich und thematisch gestreuten Statements.

Countdown

Ausgehend von der Vorstellung des Starts einer Weltraumrakete zählen die Kinder in verschiedenen Sprachen gemeinsam einen Countdown herunter und mischen diesen mit den Geräuschen der startbereiten Rakete.

Vorbereitung mit der gesamten Gruppe:
Zunächst ist es wichtig, die Zahlen von Null bis Zehn in allen in der Gruppe/Klasse vorhandenen Sprachen zu notieren und auszuprobieren. Am besten ist es, die Kinder verwenden für jede Sprache einen eigenen Zettel.

Verteilung der Sprechrollen, Bildung von Kleingruppen:
Insgesamt werden für jede Sprache eine Gruppe sowie zusätzlich eine Geräuschegruppe gebraucht (bei z.B. vier Sprachen sind fünf Gruppen erforderlich. Bei der Gruppenbildung der Sprachrollen (Countdown) ist anzustreben, dass sich nicht nur Kinder mit derselben Muttersprache zusammenfinden, sondern Kinder auch einen anderssprachigen Countdown ausprobieren.

Beispiel:
In der gesamten Gruppe sind 20 Kinder mit den 5 Muttersprachen Serbisch, Türkisch, Deutsch, Kurdisch und Chinesisch. Daraus können sich folgende Gruppen bilden:
Geräuschegruppe (5 Kinder)
Gruppe 1 zählt den Countdown in Serbisch (3 Kinder)
Gruppe 2 zählt den Countdown in Türkisch (3 Kinder)
Gruppe 3 zählt den Countdown in Deutsch (3 Kinder)
Gruppe 4 zählt den Countdown in Kurdisch (3 Kinder)
Gruppe 1 zählt den Countdown in Chinesisch (3 Kinder)

Wenn innerhalb einer Kleingruppe auf eine ausgewogene Sprachmischung geachtet wird, haben die Kinder mit diesem einfachen Spiel die Möglichkeit, alle Sprachen der Klasse bzw. der Gesamtgruppe auf lustvolle Weise auszuprobieren.

Zählung des Countdowns in den Sprechgruppen:
Der Countdown wird im Chor gesprochen (nach dem obigen Beispiel jeweils von 3 Kindern). Je nach Fertigkeit können die Kinder natürlich stimmliche Verfremdungen einbauen. Das Tempo etwa kann verlangsamt werden (dadurch steigt die Spannung), eine Lautsprecherstimme kann imitiert werden (Nase kann dabei mit den Fingern zugehalten werden, Hand kann als Trichter vor den Mund gehalten werden).

Die Aufgaben der Geräuschegruppe:
Sie stellt die Rakete durch Mundgeräusche dar, so etwa das sich steigernde Zischen des Rauchs vor dem Start. Im Augenblick, wenn die Rakete abhebt (jeweils bei "Null" oder "Zero"), kann die Gruppe in ein anderes, auch abstraktes Geräusch übergehen, etwa die Stimme, die immer höher wird, um darzustellen, dass die Rakete hochsteigt.

Vorsicht bei Zischgeräuchen:
Bei diesen Geräuschen wird sehr viel Luft ausgeblasen. Die Kinder dürfen nicht vergessen, kurze Pausen einzulegen, wenn die Aufnahme länger dauert, als ihr Luftvorrat reicht.

Die Aufnahme:
Alle Countdowngruppen werden nacheinander aufgenommen. Die Betreuungsperson bewegt sich wie bei einem Interview mit dem Mikrofon bzw. Aufnahmegerät von Gruppe zu Gruppe und wird dabei von der Geräuschegruppe begleitet.

Aufnahme einer Countdowngruppe:
Die Rakete zischt (Geräuschegruppe).
Auf ein Zeichen, das sich die Kinder ausmachen, beginnt der Countdown in der Sprache, die für diese Gruppe festgelegt war (z.B. auf Türksich).
Während des Countdowns steigert sich das Zischen der Geräuschegruppe.
Bei "Null" ändert sich das Geräusch der Geräuschegruppe.

Das gemeinsame Anhören der Aufnahme:
Das Ergebnis wird zweimal vorgespielt. Beim ersten Hören werden die Kinder auf ihre eigenen Stimmen achten. Nach dem zweiten Mal soll thematisiert werden, wie die eigene Sprache wirkt, wenn sie durch einen gemischtsprachigen Countdown wiedergegeben wird, etwa ob die Zahlen noch verständlich sind, was für ein Akzent aufgefallen ist u.ä.).

Erweiterungsmöglichkeiten:
Ausgehend von der Szene könnte es weitere Aufnahmemodule geben, etwa die Stimme eines Reporters / einer Reporterin, der / die das Geschehen kommentiert, und zwar in der Sprache des nachfolgenden Countdowns (z.B.: Meine Damen und Herren! Heute startet die Rakete MX2 von der Basis Cap Kalinka ...).

Mehrsprachiges Radiomodul

Hier entwickeln die Kinder verschiedene Ansagen für den Gebrauch in Radiosendungen, einfache Sendungsmodule und nehmen kurze, in sich geschlossene Sequenzen auf.

Die Grundform:
Die Aufnahme besteht aus drei Teilen, von denen der erste und dritte mehrsprachig konzipiert und aufgenommen wird und der zweite aus vorwiegend atmosphärischen Aufnahmen besteht.

1. Begrüßung der Hörerinnen und Hörer und Vorstellen des Themas (Anmoderation).
2. Thementeil (Beitrag - Aufnahmen von draußen).
3. Verabschiedung von den Hörerinnen und Hörern (Abmoderation).

Die Einteilung in zwei Gruppen:
Demgemäß gibt es bei diesem Workshop zwei Gruppen. Die Moderationsgruppe (4 bis 5 Kinder, so dass alle Sprachen in dieser Gruppe gesprochen werden können) übernimmt die Begrüßung und Verabschiedung, die Themengruppe (12 bis 20 Kinder) übernimmt die Gestaltung des Beitrags.

Begrüßung und Vorstellen des Themas:
Zunächst einigen sich die Kinder der Moderationsgruppe auf die Form der Anrede (so sie in allen Sprachen gleichermaßen vorhanden ist). Je nach innerer Vorstellung können die Kinder hier gebräuchliche Grußworte, Floskeln und auch selbstkreierte Formen verwenden.

Beispiele:
Hallo, Leute! Wie geht es euch? Bleibt dran, denn heute geht's um ...!
Guten Tag, meine Damen und Herren! Wir erzählen Ihnen heute über ...!
Hallihallo, Irdische und Außerirdische! Hört einmal alle her! Kennt ihr ... ?

Nun werden diese Begrüßungen in alle in der Gruppe vorhandenen Sprachen übersetzt und untereinander geprobt. Da es sich ja um das Medium "Radio" handelt, sollte eine dynamische Sprechweise angepeilt werden.

Atmosphärischer Thementeil:
Parallel dazu bereitet die zahlenmäßig große Themengruppe einen passenden Beitrag vor, wobei es hier verschiedene Abstufungen zwischen Geräusche- und Sprechaufnahmen gibt. Optimal sind hier atmosphärische Aufnahmen (zunächst also keine Geschichten und Berichte) mit der Vorstellung einer bestimmten Umgebung, Szenerie oder Situation. Der Moderationsgruppe muss das Thema mitgeteilt werden, da sie es ja in die Ankündigung mit einbeziehen muss.

Beispiele für Geräuschbeiträge, die die Themengruppe erarbeiten könnte:
Der Sturm der letzten Nacht (Wind, fallende Bäume und Ziegel ...).
Ein Spaziergang durch den Zoo (alle möglichen Tierlaute).
Die Welt unter Wasser wird hörbar.
Der Rundgang durch eine Fabrik voller Maschinen.
Eine Nacht im Wald.

Beispiele für Mix aus Geräuschen und improvisierten und vielsprachigen Stimmen, die die Themengruppe erarbeiten könnte:
Die Geräusche am Bahnhof (Züge, Durchsagen, Reisende ...)
Der neue Spielplatz (Kinderstimmen, Geräte ...)
In der Straßenbahn (Gespräche der Leute, Geräusche ...)
Im Restaurant (Essgeräusche, Gespräche ...)

Nachdem sich die Themengruppe auf eine Atmosphäre geeinigt hat, probiert sie in Kleingruppen zu jeweils drei oder vier Kindern verschiedene Ideen aus (passende Geräusche und Gesprächsfetzen).

Die Verabschiedung:
Die Abmoderation, die im selben Stil wie die Begrüßung gestaltet werden sollte, übernimmt und übersetzt wieder die Moderationsgruppe.

Beispiele:
Hallo, Leute! Hier sind wir wieder! Wir hoffen, es hat euch gefallen! Tschüs!
Auf Wiedersehen, sehr verehrte Damen und Herren, ....
Na, alles kapiert, ihr da oben? Lauscht das nächste Mal wieder, tschüsslidü!

Auch diese Texte übersetzt sich die Gruppe in alle vorhandenen Sprachen, probt sie und achtet wieder auf eine dynamische Sprechweise.

Die Aufnahme:
Zunächst müssen die Kinder der Moderationsgruppe eine Sprechreihenfolge miteinander ausmachen. Wenn beispielsweise vier Sprachen vorkommen, wird die Begrüßung und Verabschiedung viermal hintereinander aufgenommen. Die Reihenfolge der Aufnahmen ergibt sich aus dem Sendungsablauf (Anmoderation-Thementeil-Abmoderation).
Die Aufnahme der Moderationsgruppe erfolgt an einem Tisch (einem Studiotisch nachempfunden), die atmosphärische Aufnahme mobil im Raum.

Das gemeinsame Anhören der Aufnahme:
Das Ergebnis wird einmal vorgespielt. Dabei entscheiden die Kinder, wie nahe ihre Aufnahmen den "wirklichen" Radiosendungen kommen.

Erweiterungsmöglichkeiten:
Der Erweiterung sind hier keine Grenzen gesetzt. Vor allem der Thementeil kann beliebig ausgeweitet werden. Die atmosphärischen Aufnahmen können zu kurzen Hörspielen oder gespielten Interviewsituationen ausgearbeitet werden. Außerdem können mehrere Thementeile eingeflochten werden, wobei spezielle mehrsprachige Überleitungen (Zwischenmoderationen) erforderlich wären. Auch hier ist zu entscheiden, wo das Interesse der Kinder liegt. Vielleicht ist es auch besser, die einfache Struktur (Anmoderation-Beitrag-Abmoderation) mit anderen Inhalten zu wiederholen.

Anderssprachige Interviews

Hier geht es darum, dass zunächst gleichsprachige Kinder untereinander Interviews in ihren Muttersprachen führen und in einer weiteren Phase andere gleichsprachige Personen interviewen. Basis der Interviews ist ein zuvor erarbeiteter Fragenkatalog. Das heißt, die Fragen sind in allen Sprachen dieselben. Ziel ist eine Sammlung von Interviews in verschiedenen Sprachen.
Das Konzept, anderssprachige Interviews im Öffentlichen Raum zu führen, hat auch das Ziel, Medien (in diesem Fall die Audioaufnahme) demonstrativ anderen Sprachen auch in exklusiver Form zugänglich zu machen und somit einer Kontrolle, von welcher Seite auch immer, zu entziehen.

Die Interviewfragen:
Die Kinder entwerfen gemeinsam den Fragenkatalog von insgesamt drei Fragen. Thematisch gibt es grundsätzlich keine Vorgaben. Formal sollen die Fragen so gestellt werden, dass ergiebige Antworten möglich sind (keine Fragen, die nur mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können; keine Prüfungsfragen wie etwa "Welche Busse fahren zum Platz X?" u.s.w.). Natürlich kann eine bestimmte Thematik vorgegeben sein. Sie sollte alle Kinder wie Erwachsene gleichermaßen interessieren.

Beispiel für Interviewfragen:
Was war dein (Ihr) schönster Urlaub?
Erzähle (Erzählen Sie) von deinem (Ihrem) lustigsten Erlebnis!
Was fällt dir (Ihnen) zum Wort "Wasser" ein? Erzähl (Erzählen Sie) darüber!

Anschließend übersetzen die Kinder die Fragen in ihre Muttersprachen.

Die Probeinterviews:
Jetzt verteilen sich die Kinder in so viele Gruppen, als Aufnahmeeinheiten vorhanden sind (Minimum: 3 Geräte; bei ca. 20 Kindern wären das sieben Kinder pro Kleingruppe). Die Kinder interviewen nun ihre gleichsprachigen Kolleginnen und Kollegen.

Anhören der Aufnahmen:
Das Ergebnis - im besten Fall so viele Interviews wie es Kinder in der Gruppe gibt - wird einmal angehört und nachher besprochen. Eventuell ist eine Korrektur der Fragen nötig, um längere Antworten zu erhalten.

Die Abwicklung der Interviews mit Erwachsenen:
Die Interviewaktion mit Erwachsenen muss sorgfältig geplant sein. Nicht die gesamte Gruppe bzw. Klasse sollte losziehen, sondern maximal vier Kinder pro Termin in Begleitung mit einer Betreuungsperson und einem Aufnahmegerät. Da ja vor allem Interviews unter Gleichsprachigen aufgenommen werden sollten, müssen die Kinder zuvor klären, welche Sprache ein Passant oder eine Passantin spricht. Eine einfache Frage kann dies klären.

Beispiele für Introfragen für ein Interview:
Darf ich Ihnen eine Frage stellen?
Darf ich Sie kurz interviewen?

Meistens können die Kinder am Akzent feststellen, ob die Leute dieselbe Sprache als Muttersprache sprechen wie sie selbst. Wenn dies der Fall ist, sprechen sie einfach in ihrer Sprache weiter und führen so das Interview.

Erweiterungsmöglichkeiten:
Neben dem Einsatz als Sendungsmodule wäre es auch denkbar, pointierte Antworten zu exzerpieren. Das bedingt natürlich eine längere Phase der Nachbetreuung. Die Kinder müssten die Interviews ihrer Gesprächspartnerinnen nochmals anhören und entscheiden, wo interessante Passagen sind.

Die Geräuschekiste

Eine sehr einfache und lustvolle Form, Sprachgrenzen zu überwinden, ist die Beschäftigung mit typischen Geräuschen, die sich eindeutig von einem Begriff ableiten lassen. Am einfachsten funktioniert das mit Tier- und Naturgeräuschen, aber auch mit Objekten, die bestimmte Laute erzeugen.
Die Vorstellung einer Geräuschekiste geht davon aus, dass Geräusche in einer Kiste eingeschlossen sind. Wird die Kiste (etwa von einem "Öffnungston" - z.B. Knarrton - begleitet) geöffnet, kann sich ein bestimmtes Geräusch entfalten und wird zuvor mehrsprachig angesagt. Beim Schließen der Kiste (ebenfalls ein Knarrton) verstummt es wieder.
Spannend wird die Sache dann, wenn auch Begriffe miteinbezogen werden, die keine typischen Laute von sich geben (etwa "Hut" oder "Direktorin").

Die Geräuschekiste wird "befüllt":
Die Kinder überlegen sich zunächst maximal 10 typische Geräusche, die allesamt mit Mund- und Stimmlauten erzeugt werden sollen. Optimal wäre es, mit einfachen Tierlauten zu beginnen, dann einige lärmende Objekte miteinzubeziehen und schließlich einen "Ausreißer" anzufügen (Begriffe, zu denen ein Geräusch erfunden werden muss - siehe auch unten).

Beispiele für typische Tierlaute:
Hund, Katze, Singvogel (Pfeifen), Papagei (Plappern), Bär (Brummen), Biene (Summen), Rind, Ziege, Hahn/Hühner, Pferd, Affe (z.B. hohe Summlaute), Elefant (Trompeten), Wolf (Heulen), Grille (Zirpen) u.v.a.

Beispiele für typische Geräusche von Objekten und aus der Natur:
Auto, Rad fahren, Eisenbahn, Straßenbahn, Flugzeug, Wasser, Regen, Wind, Schrittgeräusche, Besen, Staubsauger, Haarfön, Tastatur, Telefon, Schiffshorn, Störgeräusche im Radio, Essgeräusche, Geschirr, Waschmaschine u.v.a.

Beispiele für Begriffe, zu denen ein Laut neu erfunden werden muss:
Hose, Schuhe, Mantel, "Schule", "Ferien", Wiese, Licht, Nacht, Käse, Sonne, Grün, Gelb, Gold u.v.m. - Meistens macht es den Kindern Spaß, neue und abstrakte Geräusche zu "definieren", neue Geräusch-Stereotypen (wie etwa der "Apfel" oder die "Sonne" in der Zeichnung). Nur ist darauf zu achten, dass das Geräusch auch gemeinsam geprobt und bei der Aufnahme auf die gleiche Art wiedergegeben wird.

Die Probe der Geräusche und die Bezeichnung in den verschiedenen Sprachen: Am besten ist es, die Bezeichnung der Geräusche gleich nach ihrer "Aufnahme in die Kiste" in allen Sprachen festzuhalten und zu notieren.

Beispiel:
Die Kinder erfinden zu "Schi laufen" und ein passendes Geräusch dazu (z.B. Sch-sch-sch). Jetzt wird nach der Übersetzung in alle Sprachen gesucht, die in der Gruppe vorhanden sind; z.B. Türkisch ("kayak yapmak") und Polnisch ("jeździć na nartach"). Die Kinder, die die muttersprachlichen Entsprechungen wissen, notieren sie auf einem Zettel, um sie im richtigen Augenblick einwerfen zu können. Bei der Aufnahme sagen sie einfach das Wort in einer festgelegten Reihenfolge in den verschiedenen Sprachen, z.B.:
Kayak yakmak - Schi laufen - jeździć na nartach

Auf diese Weise kommen bis zu zehn Begriffe mit den jeweiligen Übersetzungen und Geräuschen zusammen. Eine Problematik kann dadurch auftreten, dass kleinere Kinder die muttersprachliche Schreibweise eines Wortes nicht kennen. In diesem Fall kann die Betreuungsperson einspringen und das Wort dem Hören nach aufschreiben. Die Kinder werden in vielen Fällen die Schriftform dann selbst korrigieren, weil sie sich oft erst beim Lesen der Buchstaben an Schreibweisen erinnern.

Ansage-Gruppe:
Jetzt bildet sich eine Ansage-Gruppe, die aus je einem/einer Vertreterin der Muttersprache besteht (im obigen Beispiel wären das drei Kinder, eines für die deutschen, eines für die türkischen und eines für die polnischen Worte). Die Ansagegruppe sagt jeweils das Geräusch mehrsprachig.

Timing-Gruppe - Öffnungston:
Darauf gibt die Timing-Gruppe, die aus drei Kindern bestehen kann, einen typischen Öffnungston (z.B. ein Knarren, was anzeigt, dass die Kiste sich öffnet - kann durch aufsteigende Tonhöhe dargestellt werden - wie der Singsang in einer Frage).

Geräusche-Gruppe:
Der Öffnungston ist das Zeichen für die Geräuschegruppe, die sich aus den anderen Kindern zusammensetzt. Das Geräusch beginnt zunächst leise, nimmt an Intensität zu und wird wieder schwächer. Optimal wäre es, wenn dieser "Lautstärkebogen" durch die Handbewegung einer Betreuungsperson begleitet wird.

Timing-Gruppe - Schließton:
Darauf gibt die Timing-Gruppe einen Ton von sich, der das Schießen der Kiste darstellt (am besten durch absteigende Tonfolge wiedergebbar).

Aufnahmeziel: Ziel ist eine Gesamtaufnahme der (z.B.) zehn Geräusche mit den jeweiligen Einleitungen.

Aufnahmeschema:
Mehrsprachige Ansage von Geräusch 1 (Ansage-Gruppe)
Öffnungston (Timing-Gruppe)
Geräusch 1 (Geräusche-Gruppe)
Schließton (Timing-Gruppe)

Mehrsprachige Ansage von Geräusch 2 (Ansage-Gruppe)
Öffnungston (Timing-Gruppe)
Geräusch 2 (Geräusche-Gruppe)
Schließton (Timing-Gruppe)

Und so weiter.

Die Aufstellung der Gruppen:
Ansage-Gruppe und Timing-Gruppe stehen beisammen. Ihnen gegenüber befindet sich die Geräusche-Gruppe, in der Mitte zwischen den Gruppe die Betreuungsperson, die die Aufnahme durchführt.

Arten der Aufnahme:
Prinzipiell - auch bei allen anderen Workshops und Spielen - gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird die gesamte Sequenz auf einmal aufgenommen, oder es erfolgt eine Aufnahme in Etappen. Beide Möglichkeiten sind nachfolgend beschrieben.

Probe und Aufnahme der Geräuschekiste als Ganzes:
Bevor aufgenommen wird, muss die Reihenfolge genau festgelegt werden und mindestens einmal "trocken" (d.h. ohne aufzunehmen) durchgespielt werden. Manchmal helfen auch Handzeichen, die die jeweils folgenden Geräusche andeuten. Dann erfolgt die Aufnahme, wobei sich das Mikrofon immer von der Ansage/Timing-Gruppe zur Geräuschegruppe bewegt und zurück. Aufnahmen als Ganzes haben den Vorteil, dass die Aufmerksamkeit über die gesamte Aufnahme erhalten bleibt ("das Mikrofon hört alles!"),allerdings ist damit zu rechnen, dass sich die Kinder irren und diese Fehler dann auch zu hören sind. Die meisten Kinder aber finden diese "Hopplas" witzig, solange niemand in der Gruppe damit diskriminiert wird.

Probe und Aufnahme der Geräuschekiste in Etappen:
In dieser Variante wird jede Geräuscheszene nach kurzer Probe einzeln aufgenommen. Der Vorteil besteht darin, dass Etappenaufnahmen sofort gelöscht werden und wiederholt werden können. Ein Nachteil ist, dass die Kinder durch das oftmalige Stoppen bald ermüden.

Tipp:
Je länger der Weg des Mikrofons von Gruppe zu Gruppe, desto besser können sich die Kinder auf die nachfolgende Aufnahme einstellen. Nicht immer ist der kürzeste Weg der beste. Wer allzuschnell ein Mikrofon vorgesetzt bekommt, vergisst möglicherweise in der Aufregung auf seinen/ihren Text. Es ist zum Beispiel möglich, ein Mikrofon auf dem Weg von einem Kind zu anderen (oder von einer Gruppe zur anderen) quasi in Zeitlupe zu bewegen oder einmal in der Luft kreisen zu lassen.

Anhören der Aufnahmen:
Das Ergebnis ein- bis zweimal angehört. Oft wollen die Kinder die Geräuschekiste erweitern. Bleibt Zeit, kann das Spiel erneut beginnen.

Anwendungsumfang und Erweiterungsmöglichkeiten:
Welcher Wortschatz möglich ist, bestimmt das Alter und die muttersprachliche Fertigkeit der Kinder. Bei kleineren Kindern ist es am besten, Tiere einzusetzen oder Gegenstände, die sie häufig gebrauchen oder von daheim kennen. Da es in diesem Spiel auf Timing ankommt, weil ja drei Gruppen nacheinander ihre Wortspenden liefern, können Körperbewegungen und eindeutige Bewegungen des Mikrofons die Aufnahmereihenfolge visualisieren.

Das mehrsprachige Hörspiel

Von den unerschöpflichen Möglichkeiten, welche die Hörspielarbeit bietet, soll hier nur ein einfaches Modell beschrieben werden, welches kein Tonstudio und auch keine tontechnische Nachbearbeitung erfordert. Es handelt sich um das Stimmspiel, in dem auch alle Nebengeräusche mit den Stimmen erzeugt werden. Das hat den Vorteil, in kürzerer Zeit und ohne Außenaufnahmen Hörszenen produzieren zu können. Für Kinder ist es oft wichtig, Ergebnisse möglichst kurz nach der Aufnahme hören zu können. Es wäre der falsche Weg, die Aufnahmen zu sammeln und fortzutragen, um sie zu überarbeiten und in eine mit ihnen nicht abgesprochene Dramaturgie zu setzen. Besser ist es, so transparent und nachvollziehbar wie möglich zu arbeiten. Irgendwann einmal wird der Wunsch nach einer bestimmten Gestaltung im Nachhinein kommen. Dann wäre diesem Konzept ein weiteres anzuschließen, das mit den Möglichkeiten von z.B. einem digitalen Audioschnittplatz vertraut macht.
Die Grundstruktur des nachfolgenden Modells ist beliebig erweiterbar. Ausgangsbasis sind Linearität der Handlung ("Und dann-Geschichte") und eine klare Gliederung in logisch aufeinander folgende Einzelszenen.
Zuvor müssen einige wichtige Entscheidungen getroffen werden, um die Lust am Spiel und Experimentieren zu erhalten und die Sache nicht zur "Leseübung" werden zu lassen.

Improvisieren, nicht Lesen:
Improvisieren hat den Vorteil, dass die Aufnahmen sehr spontan und lebendig werden. Die Kinder agieren wie in einer Theaterszene und entwickeln dabei ihre Dramaturgie. Auch wenn die Aufnahme dann nicht technisch perfekt wird und die Kinder manchmal am Mikrofon anstoßen, ist es immer besser, die Natürlichkeit aufzunehmen (mit all den "Hopplas", die mitunter dabei sind). Eine Aufnahme ist dann gelungen, wenn die Kinder das Mikrofon völlig vergessen haben.

Wenn Lesen, dann lange Proben:
Einige "Talente" werden beim Lesen gleich den richtigen Ton treffen. Aber bei vielen Kindern wird das Lesen vor dem Mikrofon zum Kampf der Buchstaben gegen die Stimme. Oft wird das Gelesene zur bloßen Information, wenn ein Mikrofon "aufnahmebereit" ist. Um die Emotionalität wieder zu erlangen, müssen wie beim Proben eines Theaterstücks längere Sprechproben einkalkuliert werden.

Themen für Hörspiele:
Fruchtbar sind immer Situationen, die den Kindern aus eigenen Erlebnissen oder Beobachtungen vertraut sind und in ein narratives Gewand gekleidet werden können, zugleich aber auch Dialogszenen möglich sind. Dabei ist Einfachheit ein wesentlicher Faktor. Alltägliche Situationen mit nicht mehr als einer Verwicklung bieten oft Stoff genug. Gut ist es auch, Themen zu wählen, bei denen bei den Aufnahmen vielfältige Hintergrundsgeräusche möglich sind (z.B. Straße, Restaurant, Spielplatz), denn so können viele Kinder eingebunden werden. Wenig versprechende Themen sind meistens solche, die vorgegeben sind, und zu denen die Kinder keinen emotionalen Bezug haben und damit das Gefühl bekommen, für andere Zwecke missbraucht zu werden (z.B. 100 Jahr-Feier der Schule oder Besuch einer hochgestellten Persönlichkeit).

Beispiele für Themen:
Ein kleiner Hund kläfft im Autobus alle Fahrgäste an
Der Besuch im neuen Schwimmbad
Die Überraschung bei der Geburtstagsparty
Die Panne mit dem Fahrrad
Im Affenhaus des Zoos
Das Geisterschloss
Ein Schifffahrt
Drei Streiche
Heimlich in der Küche eines Restaurants

Umsetzung der Hörspielideen in Einzelaufnahmen:
Wenn das Thema gewählt ist, geht es um eine einfache Umsetzung. Gut ist es, sich auf wenige Hörszenen zu beschränken, da ja jeder Teil in zwei Sprachen wiedergegeben werden muss. Bei z.B. zwei Hörszenen (H) ergeben sich drei Erzählteile (E), zwischen denen die Hörszenen liegen:

E1 - H1 - E2 - H2 - E3

Thema sei beispielsweise "Vier Personen im Geisterschloss". Jetzt geht es darum, eine einfache Handlung auszudenken, etwa: Vier Leute übernachten im Geisterschloss XY. Zuerst verirren sie sich, rufen einander, während es überall spukt, finden einander und schlafen aus Furcht im selben Raum.
Hier nun eine mögliche Aufteilung (Die Kinder können natürlich alles selbst improvisieren. Dieses Beispiel ist einem Hörspiel entnommen, in dem alle Texte spontan erfunden, kurz geprobt und gleich aufgenommen wurden):

E1: (Einleitung) Hallo, ihr. Wir erzählen euch vom Geisterschloss XY. Vier Leute treffen in der Nacht auf ein Geisterschloss, haben es betreten und sich gleich verirrt. - Stimmt's? - Ja, stimmt. Hören wir uns das an.

H1: Spukgeräusche, Geister- und Gruselstimmen. Leute rufen einander. Martin! Wo bist du? - Karin, ich kann dich nicht finden! - Hassan, hilf mir, ein Geist verfolgt mich! - Klementina, da ist ein Schatten! Hilfe! - Oh, da seid ihr ja. Wisst ihr was: Wir schlafen dort unten in der kleinen Kammer. Gut!

E2: Die Leute hatten einen tiefen Schlaf. Sie träumten nicht. Am Morgen wachten sie. - Ich glaube, alle hatten Hunger.

H2: Leute gähnen. Guten Morgen, habe ich tief geschlafen. - Ich auch! - Ich auch! - Sagt mal, wo sind wir eigentlich? - Im Geisterschloss! Iii! Schnell weg von hier! Bevor die Geister wieder aufwachen!

E3: Seltsam, Hassan, hast du einen Geist gehört? - Nein, die waren alle verschwinden. - Das ist schon komisch. Was glaubt ihr? Ja. - Ja. Naja, wenn sie nicht gestorben sind, so laufen sie noch heute.

Nachdem die Handlung mit den Kindern präzisiert und ungefähr abgeklärt wurde, was die Erzählerinnen und Erzähler für Rollen sprechen könnten, wird eine Szene nach der anderen einzeln durchgesprochen, geprobt und gleich aufgenommen.

Szenenprobe und Aufnahme der Einleitung:
Das Erzählteam bespricht, ob und wie es die Hörerinnen und Hörer begrüßen möchte und was es über das Thema preisgeben will (Achtung: Manchmal nehmen Erzähl-Kinder den gesamten Inhalt vorweg. Deshalb ist es gut, sich auf einen Satz zu einigen). Dann geht es um die "Schnittstelle" zwischen den Sprachen. Welche Sprache beginnt? Wenn das Team fertig ist, wird gleich vor dem Mikrofon geprobt und anschließend aufgenommen. Nachfolgend eine mögliche Erweiterung der Einleitung (E1) auf einen zweisprachigen Modus (hier wieder Englisch-Deutsch):

E1 zweisprachig:
Peter (E): Hello, how are You? I'm Peter! We´re going to tell you a story about a terrible ghost castle. Is'nt it, Clara?
Clara (E): I do'nt know. What do you think, Jasmin?
Jasmin (D): O klar, heute geht's um ein Geisterschloss! Drei Leute -
Robert (D): Nein, vier! -
Jasmin (D): Ach ja, Robert, vier Leute treffen in der Nacht auf ein Geisterschloss - Robert (D): Und haben es betreten und sich gleich verirrt. - Stimmt's?
Peter (E): Yes, it was the darkest night of the year. Four people entered the ghost castle, and inside they got lost.

Es ist also nicht erforderlich, die Erzählpassagen wortwörtlich zu übersetzen. Die Erzählerinnen und Erzähler müssen nur wissen, worum es geht und was sie ansagen wollen. Ein Problem ergibt sich allerdings - etwa bei Türkisch und Deutsch, da selten Kinder deutscher Muttersprache die türkischen Passagen verstehen werden und nicht ohne vorherige Absprache wissen, wann sie an der Reihe sind, wenn ihnen auf Türkisch das Wort übergeben wird. In diesem Fall können die türkischen Kindern mit den deutschen Schlüsselsätze ausmachen. Etwa: "Und jetzt kommst du" auf Türkisch. Das Kind deutscher Muttersprache kennt diesen Satz und kann jetzt seinen Text beginnen.

Szenenprobe und Aufnahme der Hörszenen:
Nachdem diese Erzählszene aufgenommen ist, folgt die erste Hörszene. Diese wird gemeinsam mit den Sprechszenen und Hintergrundsgeräuschen aufgenommen, auch in einem für beide Sprachen. Zunächst probt der Geräuschechor passende Geisterstimmen, quietschende Türen, flatternde Fledermäuse. Dann proben die vier Sprecher/innen in Sprache 1 ihre Dialoge (es sind die Personen, die sich im Schloss verirren), dann andere vier SprecherInnen in Sprache 2. Auch hier können die verschieden sprachigen Teile leicht voneinander abweichen. Die Aufnahme erfolgt nach einem einfachen Schema:

Die gesamte Szene ist von Hintergrundsgeräuschen unterlegt. Die Kinder stehen im Halbkreis in 2 bis 3 m Entfernung vom Mikrofon.

Alle acht Sprecherinnen und Sprecher (vier für jede Sprache) stehen direkt vor dem Mikro. Der Dialog der Sprecherinnen in Sprache 1 wird gesprochen. Während die Hintergrundsgeräusche andauern, sprechen die Sprecher in Sprache 2 ihren Dialog. Die Hintergrundsgeräusche "faden" aus.

Zwischen dem Sprachwechsel gibt es kein akustisches Zeichen, keine Zäsur. Die Sprachen gehen nahtlos ineinander über. Zunächst wird hier eine abstrakte Ebene angespielt. Es könnten sich im Schloss auch acht Personen befinden. Aber das sollen die Zuhörerinnen und Zuhörer für sich entscheiden.

Grundsätzliches zur Aufnahmetechnik:
Am besten ist es, wenn die Betreuungsperson das Mikrofon frei hält und von den Proben her weiß, wer von den Sprechern gerade an der Reihe ist. Eine zweite Betreuungsperson sollte das Aufnahmegerät bedienen. Ist eine Aufnahme abgeschlossen, z.B. die Einleitung (E1), dann kann ausgeschaltet werden, ohne zurückzuspulen. Wollen die Kinder unbedingt einen Teil gleich hören, ist es wichtig, bei Kassettengeräten die richtige Stelle zu finden, wo die Aufnahme fortgesetzt wird. Bei Minidisc-Rekordern wird einfach ein nächster Track angespielt.

Gemeinsames Anhören:
Nachdem alle Teile aufgenommen sind, wird das gesamte Ergebnis mindestens zweimal vorgespielt. Es ist sehr spannend, das Wechselspiel zwischen den beiden Sprachen und das Zusammenspiel von Sprechrollen und Hintergrundsgeräuschen zu hören. Natürlich werden die Aufnahmen nicht perfekt klingen. Übersteuerungen und Sprechfehler wird es wohl geben. Eine tontechnische Nachbearbeitung ist natürlich möglich, aber der Reiz des Augenblicks wiegt weit mehr, wenn beispielsweise alle Schnaufer, Räuspergeräusche und unbeabsichtigte Nebengeräusche zu hören sind. Es wird vorgeschlagen, die unbearbeitete Version stets zu archivieren, weil sie bestimmte Momente festhält, die dann in einer geglätteten Version verloren gehen.

Reduktions- und Erweiterungsmöglichkeiten:
Am Beginn der Beschäftigung mit dem Thema Hörspiel könnte auch nur eine einzige Szene aufgegriffen werden, welche Dialoge und Hintergrundsgeräusche beinhaltet. Und zu dieser Monoszene kann dann eine Einleitung und einen Schluss verfasst werden, die von je zwei Kindern jeweils in einer Sprache gesprochen werden.

Drucken
nach oben


 


Projektplattform
Besuchen Sie die Projekt-Plattform des European MediaCulture-Online Projekts (Emac-Projekte)


Audioprojekte im Überblick

Wenn Sie sich einen kurzen Überblick über die mehrsprachigen Audioprojekte verschaffen möchten, finden Sie hier die wichtigsten Informationen zu folgenden Projekten:
"Tonkarussell"
"Statement-Kette"
"TongueXchange"
"Echo, Wellen & Co"
"Sprachenmix"
"Storybox"
"Countdown"
"Mehrsprachiges Radiomodul"
"Anderssprachige Interviews"
"Geräuschekiste"
"Hörspiel"